Neues Europa: Eine Geschichte Des Deutschen Kinos In Clips
Das deutsche Kino hatte gleich nach dem Ersten Weltkrieg einen fantastischen Start, als die liberale Atmosphäre der Weimarer Republik eine Explosion aller kreativen Disziplinen auslöste. Darauf reagierten die Filmemacher, indem sie sich die Techniken der expressionistischen Malerei und des Theaters aneigneten und sie in verdrehte Geschichten von Wahnsinn und Terror einflossen ließen – und so quasi das erfanden, was als Horrorfilm bekannt werden würde. Das Kabinett von Dr. Caligari (1920) gilt nicht nur in Deutschland als Wahrzeichen des internationalen Kinos. Zwei Jahre später folgte der gleichermaßen bahnbrechende Film Nosferatu – eine nicht genehmigte Adaption von Bram Stokers Roman Dracula, der einige der gruseligsten Kinobilder festhielt, die jemals aufgenommen wurden.
Sie markierten auch den Beginn der Karriere der beiden großen Stummfilmregisseure Robert Wiene und FW Murnau, die mit The Last Laugh und Faust authentischere Meisterwerke hervorbrachten. Beide wurden jedoch von Fritz Lang übertroffen, dessen monumentale Metropole der ehrgeizigste, teuerste und einflussreichste Stummfilm aller Zeiten wurde. Es hatte eine wechselvolle Karriere, die von seiner ursprünglichen Laufzeit von 210 Minuten abgewendet wurde: Verschiedene Restaurierungen wurden veröffentlicht, wobei die vollständigste Version 149 Minuten nach ihrer Entdeckung im Jahr 2008 in einem Archiv in Buenos Aires veröffentlicht wurde. Und die „neue Objektivität“ wurde von GW Pabsts Büchse der Pandora mit einer glühenden, charismatischen Louise Brooks und dem bemerkenswerten „Dokumentarfilm“ People am Sonntag vertreten.
Die Kreditliste des letzteren – zu der Robert Siodmak, Billy Wilder und Fred Zinnemann gehören – weist auf die Katastrophe hin, die das deutsche Kino nach dem Aufstieg der Nationalsozialisten befallen sollte: Alle sollten nach Westen ziehen und in Hollywood unterschiedliche Berühmtheiten und Reichtümer finden. Ebenso wie die beiden deutschen Filmemacher, die sich am erfolgreichsten mit der frühen Klangära auseinandergesetzt haben. Josef von Sternberg besetzte Marlene Dietrich in Der Blaue Engel und ihre Darstellung des Verliebens Nicht nur Professor Emil Jannings, sondern auch ein weltweites Publikum war begeistert (unterstützt durch die neben dem Deutschen gedrehte englische Version). Dietrich fand sich wie von Strenberg sofort in Hollywood wieder – und war dann deutlich offener für Nicht-Muttersprachler, ein Erbe der wortlosen stillen Tage. Und Lang schaffte mit M einen erfolgreichen Wechsel zum Sound, der expressionistische Bilder in eine fein nuancierte Geschichte über die Jagd nach einem Kindermörder einbezog. Langs Frau, Thea von Harbous, trat 1932 der NSDAP bei, und bis 1934 war Lang im Zug nach Paris.
Die Flucht der Intellektuellen nach Hitlers Machtübernahme im Jahr 1933 löste praktisch jeden großen Namen des deutschen Kinos auf: Neben allen oben genannten Namen verließen auch Ernst Lubitsch, Michael Curtiz und Douglas Sirk das Land. Die einzige Regisseurin, die aus der Nazizeit hervorgegangen ist, ist natürlich die berüchtigte Leni Riefenstahl, deren Dokumentarfilme Triumph des Willens und Olympia das Dritte Reich lobten und dabei ihre beachtlichen filmischen Fähigkeiten nutzten. In den Trümmern der Jahrzehnte nach dem Krieg zeichnete sich wenig internationale Konsequenz ab. Während sich die neuen Wellen in den späten 50er und frühen 60er Jahren in ganz Europa ausbreiteten, kämpfte sich ein geteiltes Deutschland im langen Schatten des Nationalsozialismus herum. Nur vereinzelte Filme wie Bernhard Wickis Oscar-nominierter Film The Bridge (1959) ragten über die Brüstung.